Nachruf: Ein Verlust für Bernau und unsere Region

Der Tod von Hansjörg Decker im Alter von 86 Jahren ist für seine Familie, aber auch für uns alle ein großer Verlust. Die Bewahrung unseres schönen Chiemgaus war ihm ein Herzensanliegen. Bis zuletzt äußerte er sich in Leserbriefen kritisch zu aus seiner Sicht überzogenen Vorhaben wie dem Ausbau der Kampenwandbahn oder dem Hotelprojekt Malerwinkel.

Ganz besonders verbunden war er ein Leben lang seinem Heimatort Bernau. Der Erhalt des dörflich geprägten Charakters war sein Hauptmotiv, als er im Jahr 1996 zusammen mit Georg Bauer und Herbert Hartl die Bernauer Liste gründete. Seither setzte er sich im Gemeinderat nicht weniger als 24 Jahre lang mit all seiner Wortgewalt für eine maßvolle Entwicklung ein – vor allem bei der Ausweisung von Gewerbeflächen und bei großen Bauvorhaben, sei es beim Rathausneubau, bei den Klinikerweiterungen am Chiemseeufer oder dem Erhalt vom Haus des Gastes, seiner früheren Volksschule. Sicherlich ein „Highlight“ war in dieser Zeit, als ab 2014 „seine Bernauer Liste“ mit Philipp Bernhofer den 1. Bürgermeister stellte. In den folgenden Jahren konnten viele wegweisende Projekte auf den Weg gebracht werden, die ganz auf seiner Linie lagen.

Seine innige Verbundenheit mit seinem Heimatort kam auch bei der Herausgabe des Bernauer Heimatbuchs zum Ausdruck, an dem er gemeinsam mit Dr. Hans Schmeidl und dem Bernauer Heimatkreis mitwirkte. Die Idee zu diesem Buch hatte sein Onkel und vormaliger Bürgermeister von Bernau, Dr. Hugo Decker. Hier konnte er seine Erfahrung als gelernter Verlagsbuchhändler und zuletzt als Vertriebsleiter im Rosenheimer Verlagshaus einbringen. Wann immer man im Gespräch mit ihm auf historische Ereignisse in und rund um Bernau kam, beeindruckte er durch sein großes Detailwissen. So hielt er u.a. die Geschichte seines Wohnhauses in Kraimoos als frühere Schmiede in einer Schautafel fest – ein bäuerliches Anwesen mit herrlichem Blick auf Bernau und den Chiemsee, das in den letzten Jahren liebevoll renoviert wurde.

Hansjörg Decker war ein intimer Kenner seiner Region wie wohl kaum ein Anderer. Als leidenschaftlicher Rennradler und Mountainbiker kannte er jede Nebenstrecke und jeden Forstweg wie seine Westentasche. Diese Ortskenntnis konnte er in die Herausgabe von Bernauer Rad- und Wanderbroschüren einbringen, die für unsere Gäste nicht weniger als 60 Touren anboten und eine Gesamtauflage von 100.000 Stück erreichten. Im Winter lebte er seinen „Schmoiz in den Wadeln“ als nahezu professioneller Langläufer aus. So nahm er für die Bernauer Skiläufervereinigung, deren Vorstand er mehrere Jahre war, an zahlreichen Langlaufrennen und Volksläufen, wie dem Koasa- und Tauernlauf, teil. Ebenso langjährig war er aktives Mitglied im TSV Bernau. Auch für den Bund Naturschutz stellte er sich als stellvertretender Ortsvorsitzender zur Verfügung. Über 30 Jahre sang er im Bernauer Kirchenchor.

Mit Hansjörg Decker hat uns ein im besten Sinne aktiver Mitbürger verlassen – voller Engagement für seine Heimat und zugleich vielseitig interessiert an klassischer Musik, Literatur, Politik und Philosophie. Wir trauern mit seiner Lebensgefährtin, seiner Tochter, seinem Sohn, seinem Bruder, ihren Familien, seinen Verwandten und all seinen Freunden und Weggefährten.

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